Cafesudleserei
Wenn ich so sitze in Cafes, zeichne oder schreibe, stellt sich mir des Öfteren die Frage:
Ist es ein universelles Gesetz, dass ich immer an diesem EINEN Tisch Platz nehme, der soviel Schräglage hat wie ein Alkoholiker am Praterstern? Der so sehr wackelt wie die sozialistische Partei Österreichs?
Was mich gleich zum nächsten Punkt kommen lässt. Liebe LeserInnen, ich beobachte genaustens wie jemand meinen Cafe abstellt. In diesem besonderen Moment, wenn jemand mein Cafe-Häferl auf dem Tisch platziert, nicht sanft, achtsam und geschmeidig, sondern lieblos und feinmotorisch körperbehindert, ist es um jeglichen Seelenfrieden in mir geschehen. Ein hastiges „Wartns kurz, ich hol ihnen a Serviettn“ bringt mir nichts mehr. Der ästhetische, performative Akt des „Cafés Ablegen“ ist vermasselt. Ich bin jetzt nicht mehr im entspannten Modus, sondern fühle mich eher wie bei einem „lese deine Zukunft mit Cafesud“-Workshop. Es gibt nichts Hässlicheres als übergeschwapptes Gschluder auf einer Untertasse.
Das Phil ist Buchhandlung und Café zugleich. Bitte fragen sie mich jetzt nicht welche Art von Büchern. Irgendwas mit Kunst wahrscheinlich. Ich habe dort noch nie ein Buch in die Hand genommen, geschweige eines geöffnet. Ja, manchmal bin ich ein Michael Jordan der Ignoranz. Aber so ist das nun halt mit den KünstlerInnen. Sie sind egoistisch aber feinfühlig, narzisstisch und doch empathisch, rotzfrech und ab und an super höflich. Widerspruch in Perfektion!
Zurück zum Phil. Die Preise sind moderat, das Frühstück schmeckt. Die Nachspeisen sind vorzüglich weil selbst gebacken. Außer die Meisterbäckerin ist auf Urlaub. Dann beißen sie genüsslich in eine Zwiebacktorte. Aber das merken sie dann eh sofort.
Im Inneren des Phil kann man es sich wirklich sehr gemütlich machen und stundenlang kaffeeschlürfend vor sich hin lesen, quatschen und oder die Seele einfach baumeln lassen. Im Sommer sitzt man draußen.
Schauen sie vorbei, aber Achtung! Überprüfen sie zu aller erst ihren Tisch auf Fehlkonstruktionen bevor sie sich setzen. Sonst endet ihr angenehmer freier Tag mit einer übergeschwappten Cafesud-Leserei Party.